Dieser Blog ist über mich, Birgit KOBER, ein Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft (Behindertensport) und ich bereite mich auf die Paralympics in Rio 2016 vor.
In diesem Blog lasse ich Sie an meinen Höhen und Tiefen im letzten Jahr vor diesem Großereignis teilhaben, an meinem persönlichen COUNTDOWN für RIO 2016.

Mittwoch, 17. August 2016

Trainingslager in Kienbaum - die Einkleidung - Hürden und Brennpunkte auf dem Weg auf den letzten Metern ... noch 21 Tage bis Rio 2016


Musste erstmal einiges erledigen bevor ich wieder Zeit zum Schreiben für den Blog finde. Vielleicht zäume ich das Pferd diesmal von hinten auf. In den letzten Tagen erreichen uns Meldungen, dass es gravierende finanzielle Probleme in Rio gibt, die die Paralympics wohl stark beeinflussen könnten/werden. 
Schwierig damit umzugehen, aber ich hab heute schon in einem Post auf Facebook geschrieben, dass mich das natürlich beschäftigt, aber mein Job ist es Athlet zu sein, um diese Probleme mögen sich jedoch andere kümmern. 
Es gab daraufhin - wie auch schon Monate zuvor - Stimmen, die mir/uns vorwarfen, dass es unverantwortlich wäre, in so ein Land zu fahren, dass wir das boykottieren sollten und wichtig, dass dort Olympia/Paralympics stattfindet, aber das Land geht den Bach runter. 

Die Probleme dieses Landes/dieser Stadt habe ich auch schon im Januar gesehen, dann brandeten sie zwischenzeitlich noch mehr auf, eine Präsidentin wurde gestürzt, was sicherlich nichts mit Olympia zu tun hatte und ja, die Welt schaut jetzt mehr nach Brasilien, was gut ist, aber was wird sich verändern? Mich würde schon interessieren, ob irgendeiner von denen, die uns jetzt teilweise so massiv kritisieren, einen Blick in die Problematik dieses Landes getan hat? (ich meine vor Olympia!) Es war eine freiwillige Entscheidung, sich für Olympia zu melden! Niemand hat dieser Stadt diese Spiele aufgezwungen. Nun ja, ganz so einfach ist es wohl nicht, tut mir leid. Ich mein nur, eine Bewerbung hat stattgefunden. Die Menschen dort sind wahrscheinlich nicht wirklich gefragt worden, aber wir Sportler auch nicht! Und nehme ich nicht teil, dann verliere ich sofort alle Förderung und ich habe so hart für diesen Moment gearbeitet. (Wir alle haben das getan!!) Was sollte es denn bitte auch bringen? Dann ist das Geld investiert und keiner kommt...
Vielleicht sollte man einfach mal danach überlegen, wie man Brasilien überhaupt etwas helfen kann!


Meine ersten Paralympics waren die in London 2012 und wenn ich jetzt schon im Fernsehen bei Olympia bei tollen Wettkämpfen die Stadien sehr leer sehe, dann blutet mir doch das Herz. Die preiswertesten Karten kosten umgerechnet um die 4 Euro, das wäre für viele schon erschwinglich, wenigstens für die Brasilianer aus der Mittelschicht. 

Doch sagen wir das mal so: Man kann das Glas immer halbvoll oder halbleer sehen. Man darf Rio jetzt auf keinen Fall mit London vergleichen und wir werden auf jeden Fall noch mehr Zuschauer als bei einer Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft haben. Die Brasilianer sind tolle und extrem liebenswerte Menschen und ich vertraue darauf, dass diese Spiele trotz aller Widrigkeiten etwas Besonderes werden. 
Auf jeden Fall und damit komme ich zum nächsten Punkt bin ich super eingekleidet! Und das hat - im Gegensatz zur Einkleidung von London - diesmal auch größtenteils geklappt. Ich hatte den Zettel für die Herreneinkleidung, weil ich in die Damenausstattung nun wirklich nicht reinpasse. Undankbar bin ich - ehrlich gesagt - auch nicht, denn so sind mir ein paar rosa Kleidungsstücke erspart geblieben ;-) Drei Hosen sind massiv zu groß, die werden gerade umgenäht, die Regenhose muss ich durch irgendwas anderes ersetzen, aber sonst ist alles o.k. Gut, diese Strumpfhose für den Einmarsch, die hat was von Peter Pan, aber sei's drum. Ein bisschen erinnert sie mich auch an die Teile, die mir meine Mutter früher im Winter gekauft hat. Die kratzten aber mehr. 
Constanze, die mich nach Rio begleiten wird, hat ein Leihauto besorgt und so sind wir dann von Hannover nach München gefahren. War ne lange Fahrt. Waren erst um 2 Uhr früh in München. 
Am Wochenende war dann Powerwaschen angesagt, jetzt sind die Sachen verstaut und warten auf ihre ersten Einsätze. 
Das Trainingslager im Bundesleistungszentrum Kienbaum (bei Berlin) - vor der Einkleidung - war sehr intensiv und auch anstrengend, aber auch wirklich gut. Ich konnte meine Technik nochmal verfestigen, auch die Weiten und bin auf einem guten Endspurt in Richtung Rio. Was soll man sonst noch zu einem Trainingslager sagen?! In Kienbaum wie immer super Essen, die Trainingsbedingungen sind auch toll. Wir haben auch noch ein paar von den Olympioniken getroffen, die später nach Rio geflogen sind. Das Zusammentreffen ist immer sehr entspannt und ist schön, den Kollegen auch mal beim Training zuschauen zu können. 
Gut hat mir auch gefallen, dass wir diesmal mit dem gesamten Leichtathletik Team in Kienbaum waren, so konnte man sich "blockübergreifend" doch mal kennen lernen. (Wir sind im Nationalteam in "Blöcken" aufgeteilt, das bedeutet, dass es einen "Block Wurf", "Block Sprint",... etc. gibt). 



beide Fotos wurden am gleichen Tag und am gleichen Tag aufgenommen
Kienbaum: das eine links 2012, das andere 2016

Montag, 1. August 2016

Nominiert! - morgen gehts in Trainingslager, danach zur Einkleidung - noch 37 Tage bis Rio 2016

ICH BIN FÜR DIE PARALYMPICS 

IN RIO NOMINIERT



Nach den Leistungen der letzten Wochen und Monaten und meinem Stand auf der Weltrangliste war diese Nominierung zwar nur noch eine Formsache, doch trotz allem freue ich mich, es zu lesen. 
Das letzte Jahr war teilweise recht hart. Wer so kurz vor einer Weltmeisterschaft mit einer schweren Verletzung ausgeknockt wird, mehrere Male operiert werden muss, auch nicht sicher weiß, ob das rechtzeitig ausheilt, der kann mir nachempfinden, was ich in diesem Moment empfinde. 

Ich hab viel vom Wintertraining einbüßen müssen, mir fehlten viele Einheiten und auch Stöße, mit aus diesem Grund bin ich der Einladung einer befreundeten Trainerin in Rio gefolgt und verbrachte im Januar fast vier Wochen in Rio. Ohne diese Zeit wäre meine Schulter nicht wieder so schnell in Ordnung gekommen. Zudem hatte ich danach einen neuen Trainingsplan, der für mich vollkommen neu war, aber der anscheinend in gut aufgegangen ist. 


Nun bin ich auf der Zielgeraden und werde nicht nachlassen. Morgen geht es ins Trainingslager nach Kienbaum und darauf freue mich schon. Es gilt, für Rio nochmal den letzten Feinschliff zu holen. Danach fahren wir direkt von Kienbaum am 12.08. zur Einkleidung nach Hannover. 


Samstag, 30. Juli 2016

Who is Birgit Kober? ... 40 Tage bis Rio 2016

Who is Birgit Kober? - Wer ist Birgit Kober?


Ich dachte mir, dass es mal ganz nett wäre, neben dem ganzen Sportlichem auch mal ein paar Dinge von mir preiszugeben, die einige noch nicht wissen. Sowas kann einen immer nur skizzieren, mehr eh nicht. 


Gibt es noch mehr außer Sport? - Freizeitbeschäftigungen?

Ich fotografiere gern (wenn ich Zeit habe) und zocke gern auf der PS3 und PS4 (derzeit Disney Infinity, Lego Dimensions und die Lego Spiele). Weiter baue ich auch gern Lego, weil ich Spaß dran habe und es gut für meine desolate Feinmotorik ist. Ins Kino mit Freunden und Lesen, das alles entspannt mich. 

Musikgeschmack?

Ich höre gern Josh Groban, Chris de Burgh, Deutschen Rock und Pop, Peter Maffay, Chormusik (klassisch) und Filmmusik

Lieblingsfilme?

Alle guten witzigen 3-D Zeichentrickfilme, Science Fiction Filme jeglicher Gattung, Filme mit Tiefgang, gute Sportfilme und "Chariots of Fire"

Lieblingsserie(n)?

Big Bang Theory, Simpsons und The Middle

Lieblingsessen?

Alles, was sehr scharf ist, viel Knoblauch hat, Fisch, Nudeln, leckere Nachspeisen (aber nur im Hotel im Trainingslager), Pizza Napoli


Was bedeutet mir sehr viel auf der Welt?

Meine vier Katzen. Sie schnurren sich immer zur rechten Zeit in meine Seele, sie sind da, wenn ich sie brauche, sie sind uneigennützig - ich liebe sie sehr!

Woher kommt meine Kraft?

Ich bin Christ und mir bedeutet mein Glaube sehr viel. Jeder Mensch bezieht seine Kraft eventuell woanders her, in meinem Fall kommt ein großer Teil meiner Kraft von Gott, den ich oft darum bitte. Es mag sein, dass viele das für kitschig halten, aber ich danke ihm auch für das, was ich an Gutem in meinem Leben habe. 

Meine sportlichen Vorbilder?

Ashton Eaton, Usain Bolt und Eric Liddle

Was steht noch auf meiner "to-do-Liste"?

Einmal mit der "Transsibirischen Eisenbahn" fahren und auf der großen Mauer entlang gehen. Quer durch die Vereinigten Staaten fahren. Eine Trainingseinheit mit Ashton Eaton. 

Was mag schätze ich an einem Menschen?

Ehrlichkeit, Loyalität, Spontanität und Offenherzigkeit. Natürlich auch Hilfsbereitschaft. 


Was mag ich gar nicht?

Wenn jemand falsch ist, Lügen verbreitet, unfaires Verhalten gegen das man sich nicht wehren kann und Egoismus. 

Gibt es einen Leitspruch für mein Leben?

Auf meiner Homepage steht: "Aufgeben gibt's nicht!". Das habe ich mir als Ziel gesetzt, dass ich, egal was kommt, immer einen Weg suchen möchte, der quasi "Plan B" beinhaltet.
Meine Oma sagte immer, dass "jeder Mist zum Dünger werden kann" und das habe ich in den letzten Jahren schon sehr oft erlebt. Ich habe erlebt wie sich vermeintlich schlechte Dinge, doch noch zum Guten gewendet haben, aber man muss auch bereit sein, dieses Gute auch sehen zu wollen. 

Donnerstag, 28. Juli 2016

"Weltstadt mit Schmerz" ohne Sommernachtstraum und Verabschiedung der bayerischen Olympiateilnehmer - noch 41 Tage bis Rio 2016


Letzten Freitag war ein dunkler Tag für meine Heimatstadt. Ob terroristischer Anschlag, ob Amoklauf, das ist vollkommen egal. Vielleicht vom Blickwinkel der Bedrohungslage her, aber ansonsten macht es für die Opfer keinen Unterschied. Ich verdanke es ein paar glücklichen Umständen, dass ich nicht noch ins Olympia Einkaufszentrum gefahren bin und erfahre habe ich es dann im Gottesdienst, zu dem ich (wenn ich zeitlich kann) immer freitags gehe. 

Ich gehe in AGAPE, das ist eine überkonfessionelle, christliche Gemeinschaft, die der evangelischen Kirche zugehörig ist. Dort, während dem Gottesdienst, haben wir alle von dem Amoklauf erfahren. Beziehungsweise wussten wir alle noch nicht genau, was es eigentlich ist, man ging ja zu diesem Zeitpunkt noch von drei Tätern aus. 

Es war schon eine beklemmende Situation, dass kein Verkehrsmittel mehr gefahren ist, dass jeder Zuhause bleiben sollte und dass man dachte, dass draußen noch zwei Irre rumlaufen. Ich war sehr froh, dass mich Bekannte aus der Gemeinde heimgefahren haben, sonst wäre das schwierig geworden. 

Zuhause galt es erstmal alle zu beruhigen, die sich Sorgen gemacht hatten. Aber man hat halt auch nicht immer freitags permanent (schon gar nicht im Gottesdienst) das Handy an. Der Zusammenhalt von vielen, auch die vielen Anfragen, ob es einem gut geht, das war schon irgendwie ein "warmes Gefühl", in dieser Zeit, in der man doch zuweilen denkt, dass wir uns nicht mehr so nah sind. Zeiten wie diese lehren uns eventuell das Gegenteil. 

Als ich dann vor dem Fernseher saß, immer wieder die gleichen Bilder fast gebetsmühlenartig in einer Endlosschleife kamen, da wurde mir schnell klar, dass der für morgen geplante "Sommernachtstraum" wahrscheinlich nicht nur wettertechnisch, sondern auch so ins Wasser fallen würde. Der Sommernachtstraum ist ein riesen Feuerwerk mit Musikuntermalung am Olympiasee, das einmal im Jahr in München stattfindet. Die bayerischen Olympia- und Paralympicsteilnehmer wären im Rahmen dieser Veranstaltung nach Rio verabschiedet worden. Auch, wenn ich schon am OSP Rheinland meine Verabschiedung hatte, so wäre das natürlich nochmal super gewesen! 




Die Verabschiedung wurde abgesagt, am nächsten Tag am Vormittag bin ich dann "nur" zur inklusiven Sportkonferenz in den bayerischen Landtag, die stattfand. Ich glaube, alle die daran teilgenommen haben, waren mit den Gedanken noch bei den Ereignissen des letzten Tages, aber das Leben geht auch weiter, wenigstens ein bisschen. 

Ich war damals noch ein Kind als die Bombe auf dem Oktoberfest gezündet wurde, wir haben die Detonation bis zum anderen Ende des Festes gespürt. Es war ein ganz komisches Gefühl, das ich nie vergessen habe. München ist viele Jahre von einem weiteren Ereignis dieser Art verschont geblieben, aber es macht mich sehr traurig, wenn ich jetzt jeden Tag in den Nachrichten von weiteren Taten dieser Art höre und lese. Und das nur allein in Deutschland. In Kabul sind am 23.07. durch eine Bombe 61 Menschen ums Leben gekommen. 




Doch trotz allem darf unser Lebens nicht zum Stillstand kommen und vor allem befinden wir uns im Endspurt auf Rio 2016. Wir haben auch am Samstag Nachmittag/Abend unser Hausfest gefeiert, denn wem hätte es etwas bebracht, es abzusagen?!


Ich wohne in Neuperlach. Das ist ein Stadtteil mit relativ vielen Hochhäusern. In Sichtweite meines Hauses ist das PEP, ein Einkaufszentrum dem OEZ, wo der Amoklauf stattgefunden hat, sehr ähnlich. Auch die Wohnstruktur des Stadtteils gleicht sich etwas, ABER ich wohne hier SEHR gerne. In meinem Stadtteil wohnen Menschen fast aller Nationalitäten und Kulturen, sie bereichern mein Leben, auch in meinem Haus ist es nicht so, dass eine Nation vorherrschend ist. Es ist sehr durchmischt und das macht es reizvoll. 


Manchmal, wenn ich durch den Stadtteil fahre, dann freut es mich, dass die Welt ein Stück bei uns Zuhause ist. Wir haben einen Platz vor dem Busbahnhof, der bald bebaut werden soll, aber noch sitzen dort die Menschen, unterhalten sich, es gibt auch zwei Mal in der Woche einen Markt. Das gleicht ein wenig dem südländischen Flair. 


Aber zurück zu unserem Hausfest. Auch, wenn ich keine Verabschiedung in Bayern hatte, so haben sich doch sehr viele in meinem Haus mit mir gefreut, dass ich nach Rio fahre. Hat mich auch gefreut, dass alle versprachen, trotz der frühen Stunde vor dem Fernseher bzw. Livestream zu sitzen. Und tatsächlich denke ich, werden sie das auch machen. 

Donnerstag, 21. Juli 2016

Wettkampf Leverkusen - mein Geburtstag - Verabschiedung OSP Rheinland - IDM Berlin - 48 Tage bis Rio 2016

Eigentlich sollte ich schon seit über 2 Monaten bei einem neuen DSL-Anbieter sein, aber wie das Leben zuweilen so ist, manchmal klappt dann gar nichts! Ich hab immer noch keinen neuen Anschluss, aber ich kann heute trotzdem die letzten Ereignisse zusammenfassend erzählen. 

Heute sind es noch 48 Tage bis zum Beginn der Paralympics, eigentlich wollte ich das bei 50 Tage posten. Nun ja... 

Am 08.07. war das integrative Sportfest in Leverkusen. Ich hab mich echt drauf gefreut, aber ich bin auch ein bisschen mit Wehmut hingefahren, denn ich wechsle ja zum Herbst von TSV Bayer 04 Leverkusen zum TSV 1860 München und auch, wenn ich dafür gute Gründe habe, auch wenn ich weiß, dass diese Entscheidung die richtige ist, so hat mir doch Leverkusen meinen Start in den Behindertensport ermöglicht, ich bin auch immer stolz mit dem Bayer-Kreuz auf der Brust gestartet, aber es wird noch einen extra Post dazu geben! 


Richtig super war, dass ich genau bei diesem Wettkampf einen neuen Weltrekord gestoßen habe, obwohl ich das nicht wirklich wollte, denn das wollte ich eigentlich für Rio aufheben. Aber es war ein würdiger Abschied. 


Zwei Tage danach bin ich dann 45 Jahre alt geworden. Für mich sind Geburtstage immer ein großes Geschenk. Wenn man schon öfter am Tod vorbeigeschrammt ist und noch Zeit geschenkt bekommen hat, dann bin ich einfach dankbar und glücklich, dass ich diese zum Leben habe. Und ich möchte sie auch bestmöglich nutzen. Den Vormittag war ich im Training und am Nachmittag kamen die Freunde vorbei, denen ich verdanke, dass ich immer mit dem Sport weg kann, die sich so treu um meine Katzen kümmern. 

Und irgendwie jagte ein Ergeignis das nächste. Schon ein paar Tage nach meinem Geburtstag war ich schon wieder in Richtung Köln unterwegs. Diesmal zur Verabschiedung der Olympia- und Paralympicsteilnehmer des OSP Rheinlands. 


Ich habe diese Veranstaltung schon 2012 erleben dürfen und sie war auch in diesem Jahr wieder wirklich toll. Super, so würdig nach Rio "entlassen" zu werden. Auch die Infoveranstaltung vor der Verabschiedung war echt gut. Hilfreiche Tipps, was in Rio noch beachtet werden kann, auch wie man ein gutes Gleichgewicht zwischen dem findet, was man dort erleben kann und der Vorbereitung auf, das, für das man so lange hingearbeitet hat. 
Wir haben auch so Armbänder mit "Live your passion" - "Viva sua paixao" bekommen, was ich eine schöne Sache finde. Auch ein Shirt und einen Beutel. Das sind all die Dinge, die mich auf dem Weg nach Rio begleiten. Die Stationen, die ich bis dahin "abarbeite". Es gehört irgendwie alles mit dazu. Der Psychologe vom OSP Rheinland sagte bei der Infoveranstaltung, dass wir uns dessen bewusst sein sollen, dass wir von ganz vielen Menschen auf der Erde eine kleine Auswahl, rund 15.000 (Olympia und Paralympics) sind, die das Privileg haben, Deutschland in Rio vertreten zu dürfen. Tatsächlich bin ich mir dessen bewusst. Bei uns wird erst am 31.07. nominiert, aber eigentlich kann nicht mehr viel schief gehen. und nach London nochmal dabei zu sein, das sich schon wirklich super. 


Ja, hoffentlich führt uns unser Weg tatsächlich zu "goldenen Momenten" in Rio de Janeiro. In welcher Hinsicht auch immer. Golden in Form einer Medaille, aber auch so, dass man mit Erlebnissen zurückkommt, die ebenfalls "gold-wert" waren. Das wünsche ich mir. 

Für mich ging es jedoch erstmal weiter zu unserer Internationalen Deutschen Meisterschaft in Berlin, die auch gleichzeitig ein Teil des Grand-Prix ist. Super fand ich, dass ich eine Startnummer mit Namen hatte. Ich glaub, das sind so meine kleinen Freuden. 
Während der Deutschen hab ich dann auch erfahren, dass die Europameisterschaft 2018 in Berlin stattfinden wird, was ich klasse finde, allerdings leider nicht Olympiastadium, weil sie irgendwie Angst haben, dass sie es von den Zuschauerzahlen nicht voll bekommen. Und ich wäre so gerne mal im Olympiastadium von Berlin gestartet. Mein Großvater war dort während der Olympischen Spiele 1936, auch mein Vater als ganz kleiner Junge und für mich hätte es echt eine Bedeutung gehabt, aber muss man halt dann abhaken. 

Foto: Marcus Hartmann - DANKE!
Die Deutschen waren für mich nochmal eine Art "Generalprobe" vor Rio. Man kann das nicht total so sehen, denn ich habe aus vollem (maximalem) Krafttraining heraus gestoßen, war also eher "langsam". Unter diesen Bedingungen diese super Leistungen abrufen zu können gibt mir natürlich ein gutes Gefühl für Rio. Keines, auf dem ich mich ausruhe, aber eines, das mich beruhigt und das ist sehr wichtig. Ich kann also im Trainingslager nochmal darauf weiter aufbauen, ich werde versuchen, Konstanz in die Stöße zu bekommen und dann denke ich, bin ich auf einer sicheren Seite. 
Was immer dann passiert, das habe ich nicht mehr in der Hand. Ich habe dann im Vorfeld mein absolut Bestes gegeben und sollte das nicht für Gold genügen, dann wird mir Silber auch "Gold" sein. 

Hier noch ein Video von der Sportschau. Ich bin bei 2:15 dran. 


Es war eine gute Zeit in Berlin. Ich habe auch "alte Freunde" und Sportfreunde wiedergetroffen, was mich immer sehr freut. Jeder Tag ist ein Tag auf Rio zu. Aber man darf auf der Zielgeraden nicht nachlassen. Jetzt im Endspurt heißt es dranbleiben, den Trainingsplan genauso einhalten wie bisher und evtl. noch eine Schippe drauflegen. Denn unser aller Gegner schlafen nicht. 



Montag, 4. Juli 2016

Meine Vorbilder - 65 Tage bis Rio 2016

Ich habe zwei große Vorbilder im Sport, denen ich nacheifere.

Einer, der noch aktiv ist, nach dessen Videos ich auch teilweise auf youtube trainiere und der mich in vielerlei Hinsicht fasziniert, ist Ashton Eaton. Was mich begeistert ist seine Einstellung, wie er an sein Training, an den Sport ansich herangeht. Als Zehnkämpfer muss er das auch, aber er hat ein Motto auf seiner Homepage, das mir sehr gut gefällt:"Endeavor. Always." Übersetzt bedeutet das:"Das Bestreben/die Anstrengung/das Bemühen. Immer." Das genau ist es, was uns Leistungssportler auszeichnet, das wir IMMER in allem was wir im Training, aber auch im Wettkampf tun, unser Bestes geben. Oft endet es in einem Sieg, aber zuweilen auch in einer Niederlage unser Bestes zu geben, das ist unendliches Bemühen. Mehr geht dann nicht. 

Ashton Eaton ist mir ein Vorbild an Perfektion, die er in seinem Training und seinem Wettkampf an den Tag legt, aber auch zuweilen an unkonventionellen Methoden. 

Ich habe durch ihn meine jetzige Kugelstosstechnik (über youtube) gelernt, eine etwas abgewandelte, aber es ist letztlich seine. Das für bin ich sehr dankbar, dass er dieses Video online gestellt hat, dass ich mir immer und immer wieder anschauen konnte. Hier ist übrigens dieses Video:



Ihn würde ich echt gerne mal kennenlernen! Hier ist seine Homepage: http://www.weareeaton.com/
Für die Olympischen Spiele in Rio wünsche ich ihm und seiner Frau nur das Beste und viel Erfolg!

Das zweite Vorbild, das ich habe, ist Eric Lidell. Er ist schon tot, aber das mindert das Ganze ja nicht. Geboren wurde er 1902 in China als Kind zweier Missionare, die den Fünfjährigen zurück in die schottische Heimat schickten, in der er dann auch aufwuchs. Er wurde schnell zu einem extrem guten Läufer, war aber weiter auch sehr in seinem Glauben verwurzelt. Der Film "Chariots of Fire" dokumentiert sein Schicksal, aber auch das des Läufer Abrahams. Beide namen an den Olympischen Spielen 1924 in Paris teil. Das besondere an Eric Liddel war, dass er sagte, dass er nicht an einem Sonntag laufen wolle. Wer unseren Sport betreibt, auch so hart trainiert, auch die Regeln kennt, der weiß, was man mit so einer Entscheidung "wegwirft". 
Auch ich bin Christ, glaube an Gott und das ringt mir unheimlichen Respekt ab. Doch der Zusammenhalt im Team war so groß, dass ihm letztlich ein Mannschaftkamerad seinen Startplatz für den 400m Lauf gegeben hat, der nicht an einem Sonntag war. Dieser hatte bereits eine Medaille. Auch das ist wahrer Sportsgeist. 
Eric Liddel hat diesen Lauf gewonnen, obwohl es nicht seine Hauptdisziplin war, woher er all diese Kraft geholt hat, das war für viele unbegreiflich, weil er zwei Vorläufe plus den Endlauf an einem Tag absolvieren musste. Dieser Mann steht für mich als Vorbild für die Moral und den Glauben und ist deshalb mein zweites Vorbild. 


Montag, 27. Juni 2016

Bericht Europameisterschaft Grosseto 2016 - 73 Tage bis Rio 2016


Ich hab mich sehr auf die Europameisterschaften in Grosseto gefreut. 
Diesmal hatte ich meine Nachbarin Sandra Merino de Groß als Begleitperson mit dabei und wir sind mit dem Auto gefahren, was immens praktisch war. Ihr Mann hat sich extra Urlaub genommen und wie immer hilft mir so ein Netzwerk, auch mit meinen Nachbarn aus dem 10. Stock, die sich ebenfalls um die Katzen kümmern, dass ich überhaupt wegfahren kann. Das sei ganz zu Beginn erwähnt!
Wir haben auf der Hinfahrt einen Zwischenhalt plus Übernachtung in Modena gemacht, weil es sonst zu stressig geworden wäre. 

Im Hotel "Fattoria La Principina" waren alle Nationen, also alle Athleten, untergebracht. Das Gelände ist sehr weitläufig, das Hotel auch groß, insofern hat das schon gepasst. Mir gefällt es auch immer ganz gut, wenn ich meine Sportfreunde und Bekannten aus vielen Ländern treffe, mit denen ich mich über die Jahre angefreundet habe. 

Mein Wettkampf war am vorletzten Tag, deshalb hatte ich davor noch genug Zeit zum Trainieren und auch um meinen Kollegen vom Team bei ihren Wettkämpfen zu zu sehen. 
Zudem war das Meer nur 5km entfernt, genauso wie die wunderschöne kleine Altstadt von Grosseto. Es war nicht viel Zeit, aber immerhin soviel, dass wir zu beidem einen Abstecher machen konnten. 

Die Organisation vor Ort, einschließlich Transport vom Hotel zum Stadion und zurück, das hat wirklich gut geklappt. Die ganzen Volunteers waren total klasse, sehr hilfsbereit und immer sehr nett. 

Das Essen im Hotel war halbwegs o.k., sagen wir so, es wurde abwechslungsreicher. 


Das Training selbst lief sehr gut, ich hatte Weiten, die mich ruhig und entspannt in den Wettkampf gingen ließen. Mein Ziel war einfach, das auch so umzusetzen. Definitiv brauchte nicht unbedingt der Weltrekord fallen, aber ich wollte schon das zeigen, was ich in der letzten Zeit im Training gestoßen hatte. 

Ich bin natürlich angespannt vor einem Wettkampf, aber nicht so, dass ich mich dadurch selbst ausheble. Ich freue mich sogar drauf. Es gibt eine feste Routine vor dem Wettkampf, die ich immer gerne einhalte, sofern dies möglich ist. Am liebsten bin ich "länger" vor der Callroomzeit im Stadion, bzw. Aufwärmstadion. (Die "Callroomzeit" ist die Zeit, die ein Athlet einhalten muss, bevor er dann zum Wettkampf geht. Er muss sich rund 60 Minuten vor dem Wettkampf beim sogennanten "Callroom" melden und bleibt dann auch dort). 

Ich stoße mich gern in Ruhe nochmal mit 4-6 Stößen ein, hab damit für mich so das Gefühl, dass mir die Kugel gut hinter der Hand liegt und dass ich beruhigt in den Wettkampf gehen kann. Dann setze ich mich zu den anderen, die auch Wettkampf haben, lasse die Atmosphäre auf mich wirken und werde damit auch immer ruhiger. Was andere nervös macht, das macht mich ruhig. Wenn es dann tatsächlich in den Callroom und später ins Stadium geht, dann empfinde ich eine gute Anspannung. Ich freue mich auf den Wettkampf, darauf, dass ich zeigen kann, was in mir steckt. 

Diesmal war es mein erster internationaler Wettkampf im Stehen und das erfüllte mich mit Stolz. Ich bin noch nie gestanden, als ich vorgestellt wurde, als mein Name aufgerufen wurde. Super! Was ich nicht so mag, wenn ich direkt als Erste drankomme, aber das war nicht der Fall. 

Foto: Marcus Hartmann (DANKE!)
Meinen ersten Stoß hab ich aus dem Stand gemacht und er ging mir nicht so von der Hand wie ich das wollte. Dennoch war er 10,20m, was mich überrascht hat. Das war ein neuer Europarekord. Die nächsten drei Stöße waren allesamt nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich wusste, was ich falsch gemacht habe, aber ich konnte es nicht ändern, was mich unheimlich geändert hat. Dann, beim fünften Stoß (mit Schritten) kam ich besser rein und hatte erneut 10,20m. Das hat mich gefreut. 

Vor meinem 6. Stoß wäre ich schon Europameisterin gewesen, aber ich wollte gerne mit einer Weite aufhören, die ich auch immer im Training hatte. 10,50-10,60m hätten mir gereicht. Ich hab die Augen geschlossen, hab mir den Olympiastützpunkt vorgestellt, das Stadion und dann hab ich angefangen. Und als mir die Kugel von der Hand ging, da wusste ich schon, dass es weit wird. Ich dachte, dass ich mein Ziel sicher erreicht habe, aber da es erst ab 12m abgesteckt war, konnte ich die Weite nicht abschätzen. Es dauerte und dauerte und plötzlich erschien auf der Anzeigetafel 11,20m. Woah!!!!! Damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Das war überwältigend. Ich war geplättet. Erst dachte ich, dass sie sich vielleicht vertan hatten, aber es blieb 11,20m. 
Mit dem Glück ist es so eine Sache. Die Momente, in denen man total davon durchflutet wird, die sind unwahrscheinlich kostbar und das, das war einer davon. Einige haben mir gesagt, ich hätte mir den Weltrekord doch für Rio aufheben sollen, aber sowas lässt sich schwer steuern und jetzt hatte ich ihn halt in Grosseto und war dort sehr glücklich. 
Das Gute daran ist vor allem, dass ich weiß, dass diese Weite in mir steckt und so kann ich mich nun konstant auf die 11m hocharbeiten. Das ist sehr wichtig, weil ich nicht genau weiß, was die Chinesin in Rio aus dem Hut zaubern kann. Ich hab keine Angst, ich will nur gerüstet sein!

Foto: Marcus Hartmann (super!!!)
Hier ist das Video vom Wettkampf (bei 10:30 ist der Weltrekordstoß)


Grosseto war ein super Etappenziel für mich auf dem Weg nach Rio. Vor allem aber bin ich unheimlich glücklich, dass meine internationale Premiere im stehenden Werfen so erfolgreich war. 

Dann kam die Siegerehrung und ja, das war ein großer Moment, im Stehen dort meine Hymne hören zu dürfen. 
Ich bin Christ und dieser Erfolg geht an Gott zurück, der mir auch immer hilft, mein Bestes aus mir herauszuholen! 


Es war eine gute Europameisterschaft, eine gute Zeit im Team - so kann es weitergehen!