Dieser Blog ist über mich, Birgit KOBER, ein Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft (Behindertensport) und ich bereite mich auf die Paralympics in Rio 2016 vor.
In diesem Blog lasse ich Sie an meinen Höhen und Tiefen im letzten Jahr vor diesem Großereignis teilhaben, an meinem persönlichen COUNTDOWN für RIO 2016.

Samstag, 31. Oktober 2015

Halloween 2015 - noch 311 Tage bis Rio 2016

Während früher am 31.10. eigentlich "nur" Reformationstag war, also der Tag, an dem Martin Luther 1517 seine 95 Thesen in lateinischer Sprachen (zu Ablass und Buße) an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hat, hat es sich in den letzten Jahren mehr und mehr eingebürgert, an diesem Tag ebenfalls auch Halloween zu feiern.


Für Kinder finde ich das eine sehr nette Sache, wenn sie sich verkleiden und von Tür zu Tür gehen und Süßigkeiten einsammeln gehen können. Bei uns im Haus (17. Stockwerke) ist es seit Jahren auf jeden Fall eine wirklich niedliche Angelegenheit, die vielen Mönsterchen, Gespenster und anderen schaurigen Gestalten rumschleichen zu sehen ;-) 

Ich verteidige meine Wohnung heute stilgerecht und Süßkram liegt auch schon bereit!




In Doha geht derweil die IPC Weltmeisterschaft zu Ende. Ich hab nochmal Livestream angeschaut, hab mich sehr gefreut, dass unsere Herren-Staffel die Goldmedaille mit einem neuen Europarekord gewonnen hat und bin jetzt aber auch froh, dass ich keine Fotos mehr auf Facebook von der WM sehe. Wie schon erwähnt ist es doch echt hart, wenn man selbst Zuhause sitzen und zuschauen muss. Man sieht wie die anderen Spaß haben, sieht wo sie gerade sind, auch natürlich Doha und wäre unendlich gerne dort! 
Meine Schulter tut noch recht weh, aber mein Sanitätshaus Merzendorfer hat mir netterweise einstweilen einen Elektrorollstuhl ausgeliehen, dass ich nicht so ganz lahmgelegt bin, denn rollen geht nicht und mit der Genny darf ich ja in kein öffentliches Verkehrsmittel mehr :-(

Super nett war heute, dass mir meine Nachbarin mit dem jüngsten Sohn ein Töpfchen Hühnersuppe rübergeschickt hat. Wenn man da nicht gesund wird?! 


Freitag, 30. Oktober 2015

IPC in Doha/Qatar 2015 - mein Einblick von Zuhause - 313 Tage bis Rio 2016

Leider konnte ich ja aus bereits erwähnten Gründen nicht an der IPC Weltmeisterschaft in Doha/Qatar teilnehmen. Das hat mich aber natürlich nicht abgehalten, meine Wettkämpfe (und die meiner Mannschaftskameraden) auf Liveresults und im Livestream mit zu verfolgen. 

Ich wollte dazu gerne ein paar Gedanken posten. 


In diesem Youtube Video könnt Ihr einen Teil des Endkampfes des Kugelstoßwettkampfes meiner Startklasse sehen, also den Wettkampf, an dem ich auch teilgenommen hätte. Zu sehen ist das Battle der zwei Führenden, Franziska Liebhard und Mi Na, der Chinesin. Leider sonst nicht mehr vom Wettkampf, aber das war trotzdem ganz interessant. 

Ergriffen hat mich die totale Emotionslosigkeit der Chinesin während des Wettkampfes, es kam schon fast als Gefühlskälte rüber. Aber ich denke, das sollte man nicht so unterstellen, denn die Chinesen sind ja eigentlich ein höfliches Volk und bekommen eventuell beigebracht, dass es Höflichkeit gegen dem Gegner ist, dass man sich bei einem guten Wurf/Stoß nicht freut. Wer weiß das schon?!

Ich wäre in diesem Wettkampf definitiv Vierte geworden, denn mit den 12m der Russin hätte ich NOCH nicht mithalten können, mit den 10,76m der Vierten jedoch sehr wohl. Das will ich auch ganz ehrlich schreiben. 


Nach dem Kugelstoßen wäre ich eine Gruppe höher in der F38 in Diskus gestartet. Auch hier hat die Chinesin das Feld dominiert. Ich mache noch nicht so lange Diskus, aber dieses Wurfgerät liegt mir sehr. Ich hätte mich definitiv in den Endkampf geworfen, das kann ich anhand meiner konstanten Trainingsweiten sagen können, sicher Platz 6 oder 7. Wenn mir einer über 30m "rausgerutscht" wäre, wie ich das auch zuweilen hatte, dann hätte ich auch vorne mitmischen können, aber diese Dinge sind spekulativ. Mal schaun, was die Zukunft so bringt! :-D



Und hier ist dann noch der Speerwurf Wettkampf in meiner Gruppe F37. Gewonnen hat Shirlene Coelho aus Brasilien mit einer phantastischen Weite über 37m. Die zwei Chinesinnen blieben unter den Leistungen, die ich eigentlich dachte. Ich dachte, sie würden weit über 30m werfen, haben sie nicht, sie blieben unter 30m. Das mag eventuell der Hitze und der allgemeinen Erschöpfung geschuldet sein. 

Ich habe in diesem Jahr in Dubai schon an die 29m rangeworfen, hatte dann jedoch mit meiner Lieblingsdisziplin arg zu kämpfen. Irgendwie hatte ich mich im Laufe dieses Jahres da selbst etwas ausgehebelt. Aber ich denke, wenn ich nicht viel nachgedacht hätte, einfach geworfen hätte, dann wäre es auch hier mindestens Platz Vier geworden. Die Option auf Bronze wäre in diesem Wettkampf aber da gewesen. 

Viele werden sich jetzt eventuell denken, dass es ganz gut gewesen sein mag, dass ich nicht dabei war, dass mir eine Enttäuschung erspart geblieben ist, aber dem ist nicht so. Ich wusste das im Vorfeld, dass ich nicht ganz vorne mitmischen kann. Ich hab auch immer gesagt, dass ich in diesem Jahr eventuell nur mal Vierte werden würde, weil es mein erstes Jahr im Stehen ist. Nun konnte ich aufgrund der Verletzungen leider nicht starten, aber ich will da trotzdem ehrlich damit umgehen! 

Und wenn man sein Bestes gibt, dann hat man eh nie verloren! Ich wollte in Doha eine Marke für mich setzen vor Rio 2016, das konnte ich nun bedauerlicherweise nicht - schade! Nun hab ich wenigstens aus der Ferne gesehen, was dort so abging, und teilweise hat mich einiges schon nachdenklich gestimmt!

Bis Rio 2016 ist es noch fast ein Jahr, ich habe da wirklich genug Zeit, um für mich einiges im Stehen zu erarbeiten, vor allem auch Fehler auszumerzen. Es werden harte Wettkämpfe in Rio, aber irgendwie freue ich mich darauf, schon jetzt! Natürlich muss ich mich erst qualifizieren, doch das schaffe ich!

Ich hab mich sehr mit meinen Teamkollegen über so einige erwartete, aber auch einige unerwartete Medaillen gefreut, aber es war auch wirklich schwer, eine Weltmeisterschaft nur am Laptop aus der Ferne zu erleben. Das ist wohl eine der Erfahrungen, die man auch mal als Leistungssportler gemacht haben muss. 








MRT Schulter und Ellbogen - 314 Tage bis Rio 2016

Mit großem Bangen bin ich heute mit dem Krankentransport zu meinem Neurologen Dr. Stephan Arnold (Neurozentrum Nymphenburg) gefahren worden. Er ist einer der führenden Epileptologen Deutschland. Das sind Spezialisten für Epilepsie und wir haben mir auch im Juni dieses Jahres in der Schönklinik Vogtareuth, wo er jetzt Chefarzt der Abteilung für Epileptologie für Erwachsene  ist, einen sogenannten Vagus Nerv Stimulator eingepflanzt. 

Dieser Art "Hirnschrittmacher" muss vor dem MRT ausgeschaltet sein, damit es überhaupt stattfinden kann. 
Das ist ansich nicht schwer, das Ausschalten und wird mit folgendem Gerät gemacht.
Ist keine große Sache, das Problem war dann nur, dass eigentlich vom Brustbereich überhaupt kein MRT gemacht werden darf, denn sonst würde auch der ausgeschaltete Vagus Nerv Stimulator zerstört werden und müsste in einer neuen Operation. Und die Schulter liegt ja schon irgendwie sehr nahe des Brustbereichs. Also musste mein Neurologe erstmal mit dem Hersteller telefonieren, dann mit dem Radiologen und man einigte sich darauf, dass wir es mit einem kleinen Trick wagen könnten. Die Alternative wäre eine OP ("auf gut Glück" - halt nur auf Verdacht) an der Schulter gewesen und das wollte niemand.

Zwei MRTs hintereinander waren schon echt anstrengend und das vom Ellbogen tat echt weh, weil mein Arm hochgelagert werden musste. Nach fünf Minuten hab ich ihn nicht mehr gespürt. Irgendwann war's vorbei und der Chef der Radiologie erklärte mir die Bilder. Ich war so unendlich erleichtert als er sagte, dass zwar schon sichtbar wäre, dass mir die Schulter den Sturz übel nehmen würde, aber die Rotatorenmanschette wäre heil geblieben. Am Ellbogen ein ähnlicher Befund.

Und als wir 10 Minuten später in der Praxis meinen Vagus Nerv Stimulator wieder in Gang gebracht haben, war das das zweite große Glück des Tages.
Dr. Arnold ist einer der engagiertesten Epileptologen, die ich kenne. Er hat nicht nur richtig Sachverstand, er besitzt auch die oftmals seltene Gabe im medizinischen Bereich: Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen! Ohne ihn könnte ich mit meinen Anfällen heute nicht so leben, auch meinen Sport ausüben und leider gibt es kein größeres Wort als Danke!

Jetzt muss alles "nur" noch in Ruhe ausheilen und eine kleine Auszeit schade ja vielleicht auch mal nicht!


Mittwoch, 28. Oktober 2015

Mal etwas Ablenkung (Lego) - noch 315 Tage bis Rio 2016


Einigen Leuten dürfte meine Leidenschaft für Lego bekannt sein, anderen wiederum nicht. Die kleinen, bunten Steine haben es mir - auch als Erwachsener - noch angetan. Aber damit bin ich glücklicherweise nicht alleine. Lego entwickelt tatsächlich Bausets, die meist von Erwachsenen gekauft und dann gesammelt werden. 
Berühmte Gebäude wie die Tower Bridge oder jetzt die Nachstellung des Wohnzimmers der Kultserie "Big Bang Theory" sind ein paar Beispiele. 

Ich habe vor ein paar Jahren festgestellt, dass mir das Bauen mit den kleinen Steinen immens dabei hilft, meine Koordination in den Händen zu schulen. Erst wollte gar nichts klappen und dauerte unendlich lang, aber so ist das halt, aber mit der Zeit wurde es leichter und so hab ich mir antrainiert, wieder kleinere Dinge zu greifen. Aber das ist nur der Randeffekt. Natürlich macht es mir auch Freude und die Sets sind teilweise einfach nur grandios. Da werde ich wohl "das ewige Kind" bleiben. Aber wen stört das schon?!

Ich spare dann immer länger auf ein Set und baue es zur Belohnung. Meine Zeit ist natürlich zuweilen sehr, sehr spärlich bemessen und drum wollte ich hatte mir ein Set bis nach der Weltmeisterschaft in Doha aufgehoben, quasi als Belohnung.
Nun ja, ich denke, ich hab mich im Vorfeld genug trainiert und mich reingehängt!, ich muss nicht in Doha gewesen sein, um es jetzt schon bauen zu "dürfen".

Und das ist es: der Lego Ninjago Tempel of Airjitzu.
Ich zeig Euch hier mal das Einführungsvideo von Lego selbst dazu:


Und dann hab ich gestern neben Livestream-Schauen mit dem Bauen angefangen :-D
Heute geht es natürlich weiter und morgen. Das Ergebnis zeig ich Euch dann nochmal!!


Dienstag, 27. Oktober 2015

Eigentlich wäre ich jetzt bei der Weltmeisterschaft in Doha/Qatar...

...wenn ich nicht am 18.10. in meinem Bad schwer verunfallt wäre. (genauer Unfallhergang kann gern erfragt werden, ist für den Blog jetzt nicht so relevant) 

Die Folge waren schwere Prellungen an meinen Rippen, dem Knie und auch der Schulter, von der ich leider noch nicht weiß, ob da noch mehr kaputt ist. Zudem hatte ich ein Schädelhirntrauma ersten Grades, und Nierenquetschungen, die operativ versorgt werden mussten. 
Drei Vollnarkosen und zwei Wochen im Krankenhaus, das alles haben mich doch recht mitgenommen. 

Die Tragik lag aber wohl am meisten darin, dass ich so nicht mit zur Weltmeisterschaft fliegen konnte. Ob es mich getröstet hat, dass Heinrich Popow und Mathias Mester verletzungsbedingt auch Zuhause bleiben mussten? Nicht wirklich! Denn irgendwie ist "geteiltes Leid" in dem Fall sowieso nie "halbes Leid". 

Getröstet hat mich aber, dass ich von vielen Menschen, die ich teils persönlich, teils nur über eine Facebook Bekanntschaft/Freundschaft kenne, viel Zuspruch und gute Wünsche geschickt bekommen habe. Das ist sehr tröstlich, denn es zeigt, dass man nicht allein ist mit all dem, dass es jemand kümmert. Aber ich merke mir schon genau, wen es wirklich kümmert und wen nicht!
Immer beruhigend auch, dass ich so geniale Nachbarn habe, die auch meine Freunde sind, die sich um meine Katzen kümmern. DANKE!



Im Krankenhaus hatte ich kaum Handyempfang und konnte die beginnende Weltmeisterschaft in Doha nur über Liveresults mitverfolgen. Nun bin ich wieder Zuhause, fiebere natürlich mit meinen Mannschaftskollegen und auch Freunden aus dem Team fleißig mit, freue mich über jede Medaille, über jeden Erfolg, vor allem auch Quotenplatz für Rio, den sie erringen, aber es ist auch sehr hart, hier vor dem LIVESTREAM zu sitzen. 

Ich glaube, jeder, der Leistungssportler ist, der sich voll für so ein Großereignis vorbereitet, alles bereits organisiert hat, die Flugtickets hatte, der so viel investiert hat in den letzten Monaten, eigentlich im letzten Jahr davor, der kann ermessen, was da in einem zusammen bricht. 


Der "Gesundkuchen" meiner Nachbarin
als ich aus dem Krhs kam :-D
Man darf nicht zu lange in dieser Enttäuschung und Trauer verharren, denn sonst lähmt einen das. Noch kurz vor dem Krankenhausaufenthalt habe ich vor über 1000 Auszubildenden des Bayerischen Roten Kreuzes am Starttag in Ingolstadt gesprochen und auch gesagt, dass es halt zuweilen Hürden im Leben gibt, die es zu überwinden gilt. Die gefallen uns nicht, aber sie geben uns auch immer eine Lektion mit. Wie wir drüber kommen, das können wir selbst entscheiden, was jedoch wichtig ist, dass wir nicht sagen:"Ich gehe da jetzt nicht weiter, nur weil da eine Hürde ist!"

Und auch wenn ich diesen Blog gerne mit einem Bericht von der WM angefangen hätte, wenn ich gerne auf dem vorhandenen Training aufgebaut hätte, anstatt "meine Wunden zu lecken" und erstmal gesund zu werden, so ist das vollkommen unerheblich. Einzig und allein entscheidend ist im Moment für mich mein Ziel: RIO 2016 und dem werde ich alles andere unterordnen. 

Am Donnerstag ist das MRT für meine Schulter. Zuvor muss der "Hirnschrittmacher" (VNS) ausgeschaltet werden, dass es durchgeführt werden kann, und dann hoffe ich, dass sie nicht finden, das operiert werden muss. Mir tut die Schulter noch sehr weh, aber weh Zerrung/Prellung... geht vorbei, andere Dinge würden mich weit zurückwerfen. 







Start meines Blogs - noch 316 Tage bis Rio 2016

Heute starte ich meinen Blog, den "Birgits Countdown für Rio 2016". Ich hatte einen ähnlichen Blog schon vor den Paralympics in London. 
Wenn der alte Blog Euch interessiert, dann könnt Ihr gern HIER mal reinklicken. Ich wähle in diesem Blog die Ansprache mit "Du", weil das im Sport so üblich ist und es auch persönlicher rüberkommt. 
Den "COUNTDOWN für London 2012 Blog" hab ich genau 332
Tage vor London gestartet, ich liege also ungefähr im gleichen Zeitlevel wie damals.

Was verfolge ich für ein Ziel mit diesen Blogeinträgen?
Die letzten Paralympics in London waren, auch was das Medieninteresse betraf, schon einzigartig. Danach ebbt sowas dann aber immer mehr und mehr ab oder fokussiert sich immer auf einzelne, bzw. auch auf Zielgruppen. Unser Sport ist so vielfältig und ich denke auch, dass die Sportler mehr sind als nur ihr Sport. 

So eine Trainingsperiode vor den Paralympics bietet eine gute Gelegenheit, um diverse Bereiche in einem Blog darzustellen, auch mal den Sportler kennen zu lernen, was er tut, um sich neben dem harten Training zu entspannen, zu sehen, wie er trainiert, auch mal zu erfahren was ihn nervt und auch daran teilzuhaben, was ihn glücklich macht. 

Ich möchte Euch gerne bis Rio die Chance geben, mich und mein Leben näher kennen zu lernen. Manche wissen schon eine Menge von mir über Facebook, aber ein Blog ist doch nochmal was anderes. 

Wahrscheinlich schaffe ich nicht jeden Tag etwas zu schreiben, aber es wird mehrmals pro Woche einen Eintrag geben. 
Mal was Persönliches, mal eine Info, mal ein Video, mal ein paar Fotos, mal was übers Training,...lasst Euch einfach überraschen. 

Viel Spaß beim Lesen und über Rückmeldungen und Kommentare freue mich natürlich, solange das nicht ausartet. 

Für heute ein Servus, Birgit



P.S. einen ganz herzlichen Dank an Melanie Frick aus Basel, die mir dieses tolle Titelbild entworfen und gezeichnet hat. Sie zeichnet auch viele Werfer und das echt phantastisch. 
HIER ist ihre Facebookseite. (laßt doch bitte auch ein paar Likes dort!)