Dieser Blog ist über mich, Birgit KOBER, ein Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft (Behindertensport) und ich bereite mich auf die Paralympics in Rio 2016 vor.
In diesem Blog lasse ich Sie an meinen Höhen und Tiefen im letzten Jahr vor diesem Großereignis teilhaben, an meinem persönlichen COUNTDOWN für RIO 2016.

Mittwoch, 17. August 2016

Trainingslager in Kienbaum - die Einkleidung - Hürden und Brennpunkte auf dem Weg auf den letzten Metern ... noch 21 Tage bis Rio 2016


Musste erstmal einiges erledigen bevor ich wieder Zeit zum Schreiben für den Blog finde. Vielleicht zäume ich das Pferd diesmal von hinten auf. In den letzten Tagen erreichen uns Meldungen, dass es gravierende finanzielle Probleme in Rio gibt, die die Paralympics wohl stark beeinflussen könnten/werden. 
Schwierig damit umzugehen, aber ich hab heute schon in einem Post auf Facebook geschrieben, dass mich das natürlich beschäftigt, aber mein Job ist es Athlet zu sein, um diese Probleme mögen sich jedoch andere kümmern. 
Es gab daraufhin - wie auch schon Monate zuvor - Stimmen, die mir/uns vorwarfen, dass es unverantwortlich wäre, in so ein Land zu fahren, dass wir das boykottieren sollten und wichtig, dass dort Olympia/Paralympics stattfindet, aber das Land geht den Bach runter. 

Die Probleme dieses Landes/dieser Stadt habe ich auch schon im Januar gesehen, dann brandeten sie zwischenzeitlich noch mehr auf, eine Präsidentin wurde gestürzt, was sicherlich nichts mit Olympia zu tun hatte und ja, die Welt schaut jetzt mehr nach Brasilien, was gut ist, aber was wird sich verändern? Mich würde schon interessieren, ob irgendeiner von denen, die uns jetzt teilweise so massiv kritisieren, einen Blick in die Problematik dieses Landes getan hat? (ich meine vor Olympia!) Es war eine freiwillige Entscheidung, sich für Olympia zu melden! Niemand hat dieser Stadt diese Spiele aufgezwungen. Nun ja, ganz so einfach ist es wohl nicht, tut mir leid. Ich mein nur, eine Bewerbung hat stattgefunden. Die Menschen dort sind wahrscheinlich nicht wirklich gefragt worden, aber wir Sportler auch nicht! Und nehme ich nicht teil, dann verliere ich sofort alle Förderung und ich habe so hart für diesen Moment gearbeitet. (Wir alle haben das getan!!) Was sollte es denn bitte auch bringen? Dann ist das Geld investiert und keiner kommt...
Vielleicht sollte man einfach mal danach überlegen, wie man Brasilien überhaupt etwas helfen kann!


Meine ersten Paralympics waren die in London 2012 und wenn ich jetzt schon im Fernsehen bei Olympia bei tollen Wettkämpfen die Stadien sehr leer sehe, dann blutet mir doch das Herz. Die preiswertesten Karten kosten umgerechnet um die 4 Euro, das wäre für viele schon erschwinglich, wenigstens für die Brasilianer aus der Mittelschicht. 

Doch sagen wir das mal so: Man kann das Glas immer halbvoll oder halbleer sehen. Man darf Rio jetzt auf keinen Fall mit London vergleichen und wir werden auf jeden Fall noch mehr Zuschauer als bei einer Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft haben. Die Brasilianer sind tolle und extrem liebenswerte Menschen und ich vertraue darauf, dass diese Spiele trotz aller Widrigkeiten etwas Besonderes werden. 
Auf jeden Fall und damit komme ich zum nächsten Punkt bin ich super eingekleidet! Und das hat - im Gegensatz zur Einkleidung von London - diesmal auch größtenteils geklappt. Ich hatte den Zettel für die Herreneinkleidung, weil ich in die Damenausstattung nun wirklich nicht reinpasse. Undankbar bin ich - ehrlich gesagt - auch nicht, denn so sind mir ein paar rosa Kleidungsstücke erspart geblieben ;-) Drei Hosen sind massiv zu groß, die werden gerade umgenäht, die Regenhose muss ich durch irgendwas anderes ersetzen, aber sonst ist alles o.k. Gut, diese Strumpfhose für den Einmarsch, die hat was von Peter Pan, aber sei's drum. Ein bisschen erinnert sie mich auch an die Teile, die mir meine Mutter früher im Winter gekauft hat. Die kratzten aber mehr. 
Constanze, die mich nach Rio begleiten wird, hat ein Leihauto besorgt und so sind wir dann von Hannover nach München gefahren. War ne lange Fahrt. Waren erst um 2 Uhr früh in München. 
Am Wochenende war dann Powerwaschen angesagt, jetzt sind die Sachen verstaut und warten auf ihre ersten Einsätze. 
Das Trainingslager im Bundesleistungszentrum Kienbaum (bei Berlin) - vor der Einkleidung - war sehr intensiv und auch anstrengend, aber auch wirklich gut. Ich konnte meine Technik nochmal verfestigen, auch die Weiten und bin auf einem guten Endspurt in Richtung Rio. Was soll man sonst noch zu einem Trainingslager sagen?! In Kienbaum wie immer super Essen, die Trainingsbedingungen sind auch toll. Wir haben auch noch ein paar von den Olympioniken getroffen, die später nach Rio geflogen sind. Das Zusammentreffen ist immer sehr entspannt und ist schön, den Kollegen auch mal beim Training zuschauen zu können. 
Gut hat mir auch gefallen, dass wir diesmal mit dem gesamten Leichtathletik Team in Kienbaum waren, so konnte man sich "blockübergreifend" doch mal kennen lernen. (Wir sind im Nationalteam in "Blöcken" aufgeteilt, das bedeutet, dass es einen "Block Wurf", "Block Sprint",... etc. gibt). 



beide Fotos wurden am gleichen Tag und am gleichen Tag aufgenommen
Kienbaum: das eine links 2012, das andere 2016

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